Christine Berndt
    Kontakt    Impressum
zurück

Kappentanz Kappentanz Kappentanz Kappentanz Kappentanz Kappentanz Ausstellung Iserloh

Kappentanz
Video – 5-Kanal Sound - Installation
Für P.

2009 Sommer der Umarmung, IV ein Ort für zeitgenössische Kunst, Torstr.111, Berlin
2009 Ausstellung der Nominierten für das Märkische Stipendium für Bildende Kunst 2010,
Städtische Galerie Iserlohn
2010 UM10_2. festival für kunst_literatur_musik in der uckermark, Fergitz, Uckermark

Vielleicht war er glücklich, in der Art, wie er das Glück durch sich selbst empfing. Vielleicht war dieses Glück seine Messlatte, die er höher und höher legte, wie im Taumel, behutsam, von Jahr zu Jahr, als ungeteiltes Glück, nur für sich, mit sich. Niemals hätte er dieses Glück tauschen wollen gegen die Mitte der Normalität. Vielleicht zerbrach seine Freiheit lediglich an der obersten Marke.

Die Video-Soundinstallation „Kappentanz“ setzt sich mit dem Thema des Self-Bondage auseinander, einer
Sexualpraxis, die den Tod einkalkuliert - von Beginn an.
Bondage ist assoziiert mit Knechtschaft und Unterwerfung. Während im Kollektivbewusstsein diese
Sexualpraktik tabuisiert wird, finden Spielarten gesellschaftlich sanktionierter Knechtschaft problemlos
Eingang in individuell geprägte alltägliche Erfahrungen. Gesellschaftliche Tabus und gesellschaftliche
Wertvorstellungen zeichnen dafür ebenso verantwortlich wie fundamentalistisch religiöse Gedanken.
Die Arbeit „Kappentanz“ geht eigene Wege in der Artikulation des Themas der Fesselung. Protagonisten der
Installation sind, im Videobild, ein Tänzer, der im Wald agiert und drei Stimmen, die als Soundcollage im
Raum zu hören sind. Den Stimmen liegen die Shakespeare-Sonette 1 bis 20 und das Libretto von Salome,
reduziert auf die beiden Protagonisten Salome und Johannes der Täufer, zugrunde.
Sowohl der Tänzer als auch die drei Stimmen formulieren jene Bedrängnis, die zum einen durch
gesellschaftliche Normative und zum anderen durch fundamentalistische Lehren entfesselt werden. In
wieweit gesellschaftlich determinierte Tabus ganz privat in Lebensläufe eingreifen, oder inwieweit sie
gesellschaftliches Handeln forcieren, z. B. die Bildung von Randgruppen fördern, bleibt letztlich eine
Frage der Fokussierung. In der Arbeit „Kappentanz“ sind diese Aspekte Folien, die übereinander gelegt von
Beschränkung und Einengung erzählen. Diese Einengung führt zu Ohnmacht und Aggression. Zu einem Überschreiten gewohnter Grenzen. Im schlimmsten Fall zum Spiel mit dem Tod.

Tänzer: Toni Jessen
Stimme Shakespeare Sonette 1-20: nach einer Übertragung von Martin Flörchinger gelesen von Martin Flörchinger
Stimme Salome: Christine Berndt
Stimme Johannan (Johannes der Täufer): Falilou Seck
Gesang: Uschi Brüning
Soundbearbeitung: Torsten Ottersberg
Video: Christine Berndt