Christine Berndt
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Engelszungen
2012
Eine Dreikanal-Videoarbeit, die im Ergebnis eines konfrontativen Projektes zwischen der jüngeren
Generation und einer an A.L.S. erkrankten Frau entstand.

Das Projekt findet im Rahmen des Forschungsprojektes “pingo ergo sum“ von Adi Hoesle
statt, das in der Kunsthalle in Rostock vom 18.3. – 28.5.2012 zu sehen ist.
Realisierung der Videoinstallation: 16.05. - 26.05.2012

Das Medienzeitalter erlaubt uns dem Gedanken der Schöpfung näher als je zuvor zu
kommen. Wir inszenieren Welt und Wirklichkeit und wir kommunizieren in dieser Welt
indirekt. Das Internet, das Handy und andere digitale Kommunikationsmittel binden uns
stärker den je an die Maschine und forcieren die geistige Bewegung zu ungunsten der
motorischen Beweglichkeit. Was wird man denken, in der fernen Zukunft über diese,
unsere Zeit?

Wird man sagen:
Das Zeitalter der Kommunikation begann im 19. Jh. und veränderte die sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse auf der ganzen Welt?
Es ist das Zeitalter in dem ein Paradigmenwechsel stattfand, der die Physis des Menschen veränderte und somit alle nachgeordneten sozialen und kulturellen Strukturen vor neue Herausforderungen stellte?
Ein Zeitalter, in dem die Spiegelneuronen ihren Siegeszug antraten, um auf der
Bühne des menschlichen Gehirns ein neues Welttheater zu schaffen?
Ein Zeitalter in dem die Hormone des limbischen Systems, im Backstage der
geistigen Bühne, das Catering organisierten?
Ein Zeitalter höchster virtueller Kreativität und Suchtpotentiale?
Wird man von einem Zeitalter zunehmender geistiger Mobilität und motorischer Immobilität sprechen?
Von einem Zeitalter also, in dem Bewegung (reduziert auf die geistige Bewegungen in der virtuellen Welt) uns erstarren ließ, so dass wir, auf der Suche nach der Tiefe der Empfindung wie Narziss auf unser Spiegelbild im beruhigten Gewässer schauen?

Engelszungen geht diesen Fragen nach und konfrontiert die jüngere Generation mit der
A.L.S. Patientin Angela Jansen, die seit 12 Jahren locked in ist.

In einer vis-à-vis Situation treten die jungen Menschen an das Bett der A.L.S. Patientin
Angela Jansen in der Kunsthalle Rostock und kommunizieren mit ihr über den Eye Gaze
gesteuerten Sprachkomputer. Sie selbst sind an eine Eye Tracking Kamera
angeschlossen, die die Bewegungen ihrer Pupille aufzeichnet.
Haben Engel Zungen? ist eine gleichermaßen provokante, wie rhetorische Frage.
Auf drei Videoscreens wird man rechts die Augenbewegung der Angela Jansen sehen, links die
Augenbewegung der Kinder und in der Mitte den Screen, der die Kommunikation der jeweils beiden
Protagonisten auf-und nachzeichnet.