Vals Rhapsodie
2013
3 Kanal Video - Sound - Installation PAL 4:3
WARMZEIT Positionen zur Malerei
Mecklenburgisches Künstlerhaus Schloss Plüschow, 25.08. - 22.09.2013
Die Arbeit Vals Rhapsodie zeigt auf drei Screens lose miteinander verbundene Filme, deren Bilder Handlungen zeigen, die sich auf eine stereotyp anmutende Weise wiederholen.
Im linken Screen sieht man Tauben auf dem Markusplatz in Venedig. In einer mehr oder weniger friedlichen Koexistenz
wuseln sie zwanghaft hin und her und versuchen sich einen Weg auf engstem Raum bahnend, in der Enge zu behaupten.
In der Mitte der drei Screens versucht ein Soldat an der Ostfront in einer Gefechtspause, unablässig seine Stiefel vom Schnee zu befreien. In dem Moment, wo er den Schnee heruntergeputzt zu haben scheint, kehrt er ihn sogleich wieder auf die Stiefel, was die Handlung zu einem sinnlosen Unterfangen werden lässt.
Im rechten Screen wird eine gelbe Rose für das Spiel der Befragung nach Liebe und Zuwendung missbraucht. Die Rose wird bis in das Innerste der Blüte entblättert und dabei zerstört.
Der Sound, der die Bilder begleitet, fügt unzusammenhängende akustische und musikalische Motive, die nicht aufeinander
aufbauen, zusammen. Der eingesprochene Text entstammt dem Tagebuch einer Tochter eines Wehrmachtsgenerals.
Es sind Sätze, die sich mit eigener und kollektiver Schuld befassen. Aus Brahms Alt Rhapsodie (zu Goethes Harzreise im Winter) erklingt eine kurze Sequenz aus der Arie für Alt-Stimme und bricht wieder ab. Soundfetzen aus dem Berliner Sportpalast (1943), die Krieg und Unruhe assoziieren und Soundaufnahmen zum Berliner Mauerfall wechseln mit Ausschnitten aus der Komposition zur Opernskulptur Dorle (2008). Das Abreißen der Rosenblätter folgt als einziges akustisches Motiv synchron dem Bild.
Die Arbeit Vals Rhapsodie verbindet auf der visuellen und akustischen Ebene assoziativ Bilder und Klangereignisse, die sich individuell und kollektiv in das Unterbewusstsein eingeschrieben haben. Inwieweit diese fragmentarischen Erinnerungsfetzen handlungsbestimmend in Leben eingreifen, ist nicht vorhersehbar. Sie sind existent und können auf eigentümliche Art und Weise Handeln bestimmen.